Autor/in
© Elizabeth Ellen

Elizabeth Ellen

Elizabeth Ellens Geschichten sind in den letzten zehn Jahren in unzähligen Print- und Online-Magazinen erschienen. In Amerika veröffentlichte sie die beiden Erzählbände »Before You She Was a Pit Bull« (2006) und »Fast Machine« (2012). Auf Deutsch erschien 2014 »Die letzte Amerikanerin« (Schwarzkopf & Schwarzkopf) – eine erste Auswahl ihrer besten Storys. Im Frühjahr 2016 ist eine zweite Auswahl an Erzählungen herausgekommen (»Genial wie wir«, Schwarzkopf & Schwarzkopf), die auch jene Story enthält, für die die Autorin 2014 mit dem Pushcart Prize ausgezeichnet wurde. Elizabeth Ellen lebt in Ann Harbour, ist Mitherausgeberin vom »Hobart«-Magazin und verantwortlich für Hobarts Buchreihe (Short Flight/Long Drive Books). Auf ihren ersten Roman darf man gespannt sein!

Titel

Genial wie wir

Elizabeth Ellen geht weiter ans Eingemachte. War es in ihrem ersten Erzählband »Die letzte Amerikanerin« noch die ergreifende Aufarbeitung ihrer eigenen Kindheit zwischen Kneipentresen und Internatsabschiebung, mit der sie die Leser zu fesseln wusste, wendet sie sich nun den Jahren danach zu. Als junge Frau heiratet sie einen noch jüngeren Möchtegern-Musiker, brennt mit ihm in einen fremden Bundesstaat durch. Scheinbar trotzen die beiden allen gesellschaftlichen Konventionen – bis sie ein Kind bekommen, das alles über den Haufen wirft.
Ellen beschönigt weder die Blauäugigkeit der Frau noch die Verantwortungslosigkeit des Mannes. In kürzester Zeit wird aus dem Traum von der großen Freiheit ein Albtraum aus Kontrolle, Eifersucht und psychischer Abhängigkeit – schließlich flüchtet die junge Frau mit dem gemeinsamen Kind und beschließt, sich allein durchzuschlagen. Doch während die Tochter größer wird, geht für die Mutter die Suche nach dem Mann fürs Leben weiter – und endet, allen Affären und kleineren Lichtblicken zum Trotz, ein ums andere Mal im Debakel. Tränen, Verzweiflung und Einsamkeit folgen auf jeden missglückten Beziehungsversuch.
​Bis die Frau merkt, dass sie Wärme und Anerkennung eher woanders findet als bei einem Mann: nämlich in der Clique ihrer inzwischen jugendlichen Tochter. Sie fängt an, mit den Kids rumzuhängen, sie durch die Gegend zu kutschieren und sich immer mehr in ihre Welt von Marihuana, Rapmusik und Popcorn-Movies hineinzuversetzen. Wenn die Freunde ihrer Tochter Stress mit ihren Erziehungsberechtigten haben, schlägt sie sich stets auf die Seite der Teenager. Sie verspürt plötzlich ein völlig neues Zugehörigkeitsgefühl.
Doch wie lange werden die anderen Eltern diesen Zustand tolerieren? Wie nah kann und darf sie den Kindern kommen? Was lässt sich mit ihrer Verantwortung als Mutter vereinbaren?

»13 Erzählungen von einer Frau am Rand des Wahnsinns.«
Closer

»Es ist die Ehrlichkeit, das Ungeschönte und Direkte eines unangepassten Lebens, was einen beim Lesen packt - die junge, derbe, direkte Sprache. Die Autorin bleibt sich treu. Und so ist auch ›Genial wie wir‹ nichts für Angepasste, sondern eher für die, die in sich noch ihre Jugend fühlen.«
Freie Presse

»Die Kurzgeschichten von Elizabeth Ellen sind niemals lustig. Sie sind hart, dreckig und gemein. Sex, Lügen und Trennungen. Abbrüche, Abtreibungen und viel zu viel Alkohol. Aber es weht hier der Wind der Freiheit. (…) Elizabeth Ellen urteilt nicht, sie ist keine Moraltante, sondern eine junge Erzählerin. (…) Elizabeth Ellen erzählt von den zornigen weißen Amerikanerinnen und ihrer Furcht vor dem Liebesverlust. Ihr letzter Storyband hieß auf Deutsch ›Die letzte Amerikanerin‹. ›Genial wie wir‹, so höhnt jetzt ihr zweiter Band. Elizabeth Ellen ist eine Art Sibylle Berg aus Michigan, USA, gefühlsklug, schonungslos im Umgang mit sich und anderen.«
Basler Zeitung

Die letzte Amerikanerin

Ein Mann, der an Heiligabend aus einem haltenden Auto springt und davonläuft. Eine Frau, die samt Säugling allein in einer fremden Stadt zurückbleibt. Ein Mädchen, das dem Sex- und Drogenleben ihrer Mutter hilflos ausgeliefert ist. Menschen, die im wahrsten Sinne des Wortes bereit sind, sich einen Arm abzuhacken, um endlich so geliebt zu werden, wie sie es sich wünschen.
Doch dieser Wunsch wird selten erfüllt in den Storys von Elizabeth Ellen. Oft sind es Geschichten vom hässlichen Entlein, das durch eine lebensfeindliche Welt watschelt – und das Glück nur hin und wieder an Orten findet, an denen es gar nicht sucht. Manchmal sind es aber auch Testamente der Wut, der Rache, des verzweifelten Aufbegehrens.
Und immer strotzen ihre Figuren vor Kraft, Lebenswillen und Lust. Ein Großteil der Storys kreist um das Schicksal von Erin, einem Mädchen, das »in Kneipen und Bars im Mittleren Westen« aufwächst und seine Jugend abgeschoben in einem Internat in Florida verbringt. Ständig ist die Sehnsucht nach der geliebten Mutter präsent, aber der Platz an deren Seite ist von immer wechselnden Lovern besetzt.

»Die Geschichten von Elizabeth Ellen sind Beschwörungen. Sie umkreisen wieder und wieder das eine Thema, die Zumutung, die Kränkung, die die eigene Kindheit ist. Sie suchen, nicht verzweifelt, eher störrisch, einen Ausweg, mit jedem Satz.«
Der Spiegel, Georg Diez

»Elizabeth Ellens Geschichten sind erfahrungssatt und dabei von einer ausgestellten Unerschrockenheit und Gefühlsarmut, hinter der die Verzweiflung ihrer meist minderjährigen Protagonistinnen nur umso deutlicher hervorscheint. Das hat Dringlichkeit, erzählerischen Schwung und eine Sprache, die zur Sache geht.«
Rolling Stone, Frank Schäfer

»Direkt, manchmal brutal und oft sexy – zwölf erfahrungssatte Storys, mehrheitlich aus Sicht eines verunsicherten Teenager-Girls.«
börsenblatt

»Wer offen für den Blick auf durchaus auch bizarre Innenwelten ist, wird sich der Wucht dieser Geschichten kaum entziehen können. Sie reißen mit, klingen nach.«
Freie Presse

Krachkultur 16/2014

Mit Elizabeth Ellen präsentiert die »KRACHKULTUR« einmal mehr die »Queen of White Trash«. Ihre Geschichte »Die Zahnfee« spielt im Schmuddel-Milieu mit den üblichen Protagonisten: Mamas aktueller Freund, Mama selbst und das Töchterchen, das mit in die Kneipe muss zu den »Getreuen«. Schmerzlich-schöner Depri-Sound einer verstörten jungen Seele, die stets vergebens auf die Zahnfee wartet, weil die Erwachsenen jeden Morgen wieder im Alkohol-Koma liegen.

»Vergesst Charlotte Roche, lest Elizabeth Ellen!«
Tages-Anzeiger, Christine Richard

Krachkultur 15/2013

Elizabeth Ellen erzählt mit solch einer – bisher dem männlichen Geschlecht vorbehaltenen – Power nicht allein dreckige, sondern auch psychologisch kluge Geschichten, meistens vom hässlichen Entlein, das ungeliebt durch eine in gewisser Weise sogar erhabene Trash-Welt watscheln muss, dass es eine wahre Freude ist!

»In den Kinos reüssiert die Verfilmung von Charlotte Roches analfixiertem Prosawerk ›Feuchtgebiete‹. Die 18-jährige Helen experimentiert dort am eigenen Leib mit Avocados, Gurken, Karotten und allerhand Grünzeug.
Irgendwo in Arizona lebt eine andere junge Frau, eine 17-jährige Schülerin. Sie schildert ihr Sexleben so cool wie Helen, aber verfilmbar ist ihre Story nicht. Weil sie Scham kennt. Weil sie sich mit ihren Gefühlen nicht mehr auskennt. Den Wahnsinn ihres verzweifelten Zorns kann kein Kinobild fassen. Nennen wir sie Susan. Denn ihren Namen kennen wir nicht, weil niemand nach ihr ruft. Sie ist die einsame Ich-Erzählerin aus Elizabeth Ellens Erzählung ›Arizona‹. Wenn Susan sich eine Gurke kauft, dann schämt sie sich. Sie hat Seele.«
Tages-Anzeiger, Christine Richard