Autor/in
© Mary Miller

Mary Miller

Mary Miller, geboren 1977, wuchs in Jackson, Mississippi auf. Sie studierte Literatur an der University of Texas und lebt heute mit Hund und Partner als Autorin in Oxford, Mississippi. Zuletzt erschienen von Mary Miller in deutscher Übersetzung der Roman »Süßer König Jesus« (Metrolit 2013; dtv 2015) sowie die Erzählungsbände »Big World« (dtv 2017) und »Always Happy Hour« (Hanser Berlin 2021).

»Mit der emotionslosen Aufmerksamkeit eines Andy Warhol, der sich der seelenverdünnenden Banalität des gewöhnlichen Lebens aussetzt, beschreibt Miller jede Fahrt zu einer Karaoke-Bar, einem Fast-Food-Restaurant, einer Drogerie.«
Joyce Carol Oates

Titel

Biloxi

Louis McDonald lebt an der Mississippi-Golf-Küste, er ist frisch geschieden und sein Vater ist kürzlich verstorben. Weil er ein großes Erbe erwartet, hat er vielleicht zu voreilig seinen Job gekündigt. Während er auf Nachricht vom Anwalt wartet und sich Gedanken über seine zerrütteten Familienverhältnisse macht, konfrontiert ihn das Schicksal mit allerlei Prüfungen: Zuerst geht es nur um einen Hund, den ihm der Zufall zuspielt, dann um die Frau, der der Hund zuvor gehört hat – und die bei ihm einzieht und alles auf den Kopf zu stellen beginnt.
Mary Miller hat mit »Biloxi« einen umwerfend unterhaltsamen und überraschend hoffnungsfrohen Roman vorgelegt, der ganz nebenbei die psychische Lage des Landes seziert und die Vielschichtigkeit der amerikanischen Seele bloßlegt. Mit ihrem einzigartigen Blick für die schrägen Details inszeniert sie dieses schwarze komödiantische Stück im Stile eines kultigen Coen-Brüder-Films.

Krachkultur 22/2021

Mary Miller (*1977) hatte als angehende Schriftstellerin sicher keine Ahnung, wie viel PR-Arbeit man als Autorin leisten muss. Vom lustigen Tiefpunkt ihrer Selbstvermarktung berichtet sie in »Lone Star«. Die Geschichte feiert in der »Krachkultur« Weltpremiere. Miller bekommt von einem deutschen Fernsehteam Besuch und greift aus Verzweiflung direkt zur Flasche. Die traurige Wahrheit: Die »Krachkultur« ist hieran nicht ganz unschuldig. Denn Beträge von Mary Miller zählten 2012 zu den »Glanzstücken« der Zeitschrift, so schrieb damals die »Rolling Stone«, und plötzlich stand die Autorin im Rampenlicht. Ihr erster Roman erschien dank »Krachkultur« übrigens zuerst in Deutschland und dann in Amerika.

»Sogar eine Weltpremiere stellt der Text ›Lone Star‹ von Mary Miller dar. Die amerikanische Autorin erzählt darin mit wunderbarem Sarkasmus von ihrer Begegnung mit einem deutschen Filmteam, das in ihr vielleicht ein ›Genie‹ oder auch nur eine ›ignorante Amerikanerin in Cowboystiefeln‹ sieht.«
Süddeutsche Zeitung, Jürgen Moises

Always happy hour

Sie sind gierig nach romantischen Gefühlen, aber gefangen in Zeiten pornografischer Abgeklärtheit. Sie haben keine Ahnung, was sie mit ihrem Leben anstellen sollen, und sorgen sich um ihr Gewicht und wie sie in weißen Bikinis aussehen. Sie treffen ständig schlechte Entscheidungen und sind sich selbst ihr schlimmster Feind. Die orientierungslosen jungen Frauen in "Always Happy Hour" verbringen ihre besten Jahre in Shopping Malls, Drogerien, Karaoke-Bars und Fast-Food-Restaurants, wo sie zu viel Alkohol trinken und komplizierte Gespräche über Essen führen. So damit beschäftigt, irgendwelchen Männern zu gefallen, merken sie gar nicht, wie egal ihnen diese Männer eigentlich sind. Mary Miller beschreibt eine atemlose Gegenwart, die keine Zukunft kennt.

»Vielen Frauen, die Mary Miller beschreibt, ist klar: All diese Männer werden sie nicht länger begleiten. Das Leben, das sie gerade führen, ist nicht das richtige. Und doch können sie gerade nicht anders, als es zu führen. Im Hintergrund schwingt die Frage mit: Was wäre wenn? Eine selbstironische, traurig-schöne Skizze vielleicht nur scheinbar verlorener Frauen.«
Die Presse

»Auf lakonische Art knallhart schreibt Mary Miller von Frauen, denen es nicht mehr gelingt, Fuß zu fassen in dieser Welt.«
Badische Zeitung

»Im Clash zwischen Wunsch und Wirklichkeit findet Mary Miller ihren Ausgangspunkt, um so vieles zu erkunden, was das Leben ausmacht: Selbsterkenntnis und Selbstironie, die faule Hoffnung, irgendwann werde sich schon von allein alles ändern, aber eben auch die Nähe, die sich - ganz plötzlich und ohne guten Grund - zwischen zwei Menschen einstellen und sich ziemlich famos anfühlen kann.«
NDR Kultur, Marie Schoeß

»Das Geheimnis von Millers Schreiben: Eine Explizitheit, die nie hässlich wird, sondern in ereignisloser Trägheit wundersam zur Wahrheit drängt.«
Literarische Welt, Marie-Luise Goldmann

Big World

Ein heruntergekommener Wohnwagen, ein Wasserfleck an der Zimmerdecke, ein Luftgewehr – es sind unscheinbare Dinge, die in Mary Millers Erzählungen den Kern einer Geschichte enthüllen: die Sehnsucht nach einem anderen Leben, die Angst, dass es keine Zukunft gibt, Lieblosigkeit und Gewalt. Dass die jungen Frauen dieser Storys in ihrer Welt verloren sind, dass Sex, Alkohol und Drogen diesen Zustand nur vorübergehend kaschieren, wer wollte daran zweifeln. Sie sind attraktiv, aber von der rauen Sorte, sie wissen, »hübsch« macht das Leben nur noch komplizierter – sie teilen aus, sie wehren sich und lassen sich nichts vormachen. Die ›Big World‹, die schöne große Welt, die ihnen der Vater einst fürs Leben versprochen hatte, erweist sich als ein Ort von Schmerz, Einsamkeit und Langeweile, und das zahlen sie dieser Welt und den Männern, die sie so gerne lieben würden, heim.

»Komischer Deprimismus, das ist die Formel dieser Geschichten, etwas gleichtönend zwar in der schmetterlingshaften Unterwürfigkeit all dieser verwunderten Frauen. Doch wer liest Erzählungsbände schon am Stück? Man sollte sie sich einteilen. Jede Woche eine Depression aus Texas.«
Der Spiegel, Volker Weidermann

»Das ist die große Welt nach Mary Miller, schäbig und desolat, gekonnt zusammengeschnurrt auf kleine, gemeine und hintersinnige poetische Geschichten. We are all born to die.«
taz, René Hamann

»Zu den Risiken und Nebenwirkungen der Lektüre dieser Storys gehören Desillusionierung und anhaltende Phasen von Zynismus. Man lese sie sorgfältig dosiert, nicht mehr als eine pro Tag. Sie sind nicht leicht verdaulich. Aber wirklich gut geschrieben.«
literaturkritik.de

Süßer König Jesus

Zwei Lolitas auf dem Rücksitz, die eine voller sexueller Neugier, die andere heimlich schwanger. Am Steuer: die religiösfundamentalistischen Eltern auf ihrem Weg nach Kalifornien – dem Weltuntergang entgegen. Ein Buch von literarischer Wucht mit einem Plot, den sich die Coen-Brüder nicht besser hätten ausdenken können.

»Eine Entdeckung der Sonderklasse! Wer den Seelenzustand, der zwischen Verfolgungswahn und Größenwahn taumelnden USA erkunden will, muss diesen Roman lesen.«
ZDF, Das Blaue Sofa

»[Mary Miller] formuliert Jess’ Gedanken in einer Einfachheit, die einen rührt und derentwegen man das Buch unbedingt auch als Jugendlektüre empfehlen kann. Mary Miller braucht keine extra-trashigen Sexszenen und keine religiösen Abartigkeiten für die Sozialkritik, die ihr literarisches Roadmovie ebenfalls enthält.«
NZZ am Sonntag, Regula Freuler

»Man möchte [Mary Miller] eine Liebeserklärung nach der anderen machen.«
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Antonia Baum

Krachkultur 15/2013

Mit Mary Miller präsentiert die »Krachkultur« den wohl heißesten Independent-Tipp aus Übersee. Junge unverstandene Menschen sind das Thema dieser Autorin. Ihre Figuren sind wütend und traurig zugleich. Sie sind ebenso wissend wie ratlos. Das macht sie philosophisch. Ihre Sehnsucht nach Romantik ist groß, aber der Zeitgeist verlangt pornografische Abgeklärtheit von ihnen. In der Tradition von Bret Easton Ellis (»Unter null«) geschrieben, handeln die Geschichten der Mary Miller – auch die hier veröffentlichte namens »Cedars of Lebanon« – vor allem vom Verlust, dem Verlust aller Illusionen.

»Der Text ›Cedars of Lebanon‹ von Mary Miller spielt in versifften Wohnungen und Wohnwagen. Die Frage ist: Kann eine junge Frau gleichzeitig von enormer Herzlosigkeit und von kindlichem Liebesbedürfnis sein? Ja, anders geht es gar nicht. Denn ihre Oberflächlichkeit und ihr dringlicher Wunsch nach Nähe bedingen einander geradezu, um eine völlig verschlampte Zweierbeziehung aushalten zu können. Im dreckigen Bett liegen, Filme sehen, an die Tage denken, die verschwendet sind, und an jene, die noch verschwendet werden: Das ist das höchste der Gefühle, das ein Lehrer und seine Freundin überhaupt noch zustande bringen.«
Basler Zeitung, Christine Richard

»›Cedars of Lebanon‹ – eine eher konventionell, aber mitreißend erzählte Short Story über ein leidgeprüftes, emotional verwahrlostes White-Trash-Mädchen, das aus reiner Indolenz und Lethargie mit einem ungeliebten Dopedealer liiert ist.«
taz, Frank Schäfer

Krachkultur 14/2012

Eine echte Entdeckung für den deutschen Sprachraum stellt die junge Amerikanerin Mary Miller dar, die in ihrer Kurzgeschichte »Seile über schlammigen Flüssen« im Stile eines Bret Easton Ellis zwei mehr oder weniger normal gestörte Schwestern einen lebensmüden Jüngling beobachten lässt, dessen Neigung zu Autounfällen fatal ist. Und in ihrer Kurzgeschichte »Engel«, die es als Zugabe gibt, führt die Autorin eine sich selbst entlarvende Ich-Erzählerin vor, deren Verhältnis zur neuen Männlichkeit von enttäuschter Erwartung geprägt ist.

»Zu den Glanzstücken der ebenso poetischen wie trashigen Postille gehören zwei wahnsinnig gute Kurzgeschichten der hierzulande noch vollkommen unbekannten Schriftstellerin Mary Miller.«
Rolling Stone, Alexander Müller